Rock Art, Oenpelli, Australia 2018
Injalak Hill ist einer von drei Sandstein Hügeln hinter welchen Gunbalany (Oenpelli), eine kleine aboriginie Community, im Westen Arnhemlands liegt. Die gemeinsame Sprache der dort lebenden Clans ist Kuniwinjku. Ihr Landstrich ist reich an frischer Nahrung, den die grünen Sumpfwiesen die sich von den Häusern bis zu den trockenen Felsgegenden erstrecken bieten ein reichen Angebot an Fischen, Krustentieren und Schildkröten. Die Frauen jagen diese täglich, indem sie stundenlang durch die vorher abgebrannten Feuchtgebiete waten. Mit Hilfe von Stöcken, welche sie in den weichen Boden stoßen, wird nach der begehrten Long Neck Turtle, welche verborgen im Schlamm lebt, gesucht. Steht man auf Injalak Hill, die Sumpflandschaft überblickend, sieht man den Rauch der Jägerinnen in das unendliche Blau des Himmels ziehen.
Craig, Maler und stolzer Vater einer 4 jährigen Tochter, hat uns heute, auf dem Weg der seit tausenden Jahren für Zeremonien und Versammlungen genutzt wird, den Injalak Hill hinaufgeführt. Wir sind hier um die Galerie der Ahnen zu sehen. Den seit Urzeiten wurde dieser Hügel mit seinen zahlreichen Felsvorsprüngen als Lebensraum genutzt und gibt in Felsmalereien Zeugnis vom Leben und der Spiritualität der Menschen Arnhemlands.
Mit Ocker, in den Farben weiß, rot, und gelb aufgetragenen scheinen die gemalten Tiere, Menschen und Geistwesen auf den Felswänden zu tanzen. Sie wirken so lebendig, beweglich und frisch, dass mein Verstand sich große Mühe geben muß um die Zeitspanne von heute bis zum entstehen dieser Bilder zu begreifen. Ich sehe Kulturzeugnisse die zum Teil vor 50.000 Jahren entstanden sind. Schicht um Schicht. Lang ausgestorbene Tiere, wie der tasmanische Tiger, treffen auf Segelschiffe – die Ankunft des Europäers. Wie in den Stein eingraviert wirken 4 dynamische Tänzerinnen. Fast schon magisch die in weiß gemalte Linien des Mimi Spirit, welcher ganz frei unter einem Vorsprung zu entdecken ist. Genau lassen sich die einzelnen Fischarten unterscheiden, die Yumwurzel von der Seerosenknopse oder das Wallibi vom großen Bruder, dem Känguru.
Da die Aborinies in ihrer Kultur ohne Schriftbild auskommen dienen diese Malereien bis heute dazu konkretes Wissen über die Umwelt weiter zu geben, Geschichten zu erzählen, und die spirituellen Werte sowie die traditionellen Gesetze aufzuzeigen.
Craig erzählt immer wieder wie sehr er es schätzt hier her, zu seinen Ahnen zu kommen, um Inspirationen für seine eigenen Werke zu finden. Seine Augen leuchten auf, wenn er uns die Geschichten, welche in den Bildern verborgen liegen, erzählt. Er kennt sie alle. Teilt sie mit uns in unbeschwerter Offenheit. “Now, no pictures”, sagt er als wie die Grabstätte betreten. Ein dunkler, mystischer Ort an dem einem eine leise Gänsehaut überkommt, noch bevor man den mit rotem Ocker geriebenen Menschenschädel mitsamt den Gebeinen in einer Felskammer entdeckt hat. Ein Ort ewigen Respekts vor den Leben der Vorväter atme ich mit jedem Atmemzug ein.
“Injalak Hill means Long Tom Fisch”, erklärt Craig, als ich wieder im Jetzt angekommen bin und im grellen Mittagslicht nach Gunbalanya hinüberblicke. Es ist nämlich so, dass der Hügel nicht nur der Ort für Geschichten ist sondern selbst Teil einer ist. Er ist einer von 3 Brüdern, welche die Totems der Gegend sind und in Form von Hügeln Zeugnisse der Dreamtime sind. Nein, ich erzähle seine Geschichte jetzt nicht – denn eine Zeitreise am Tag ist mehr als genug!
von Frau Vieux
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