“Schließe deine Augen und stell dir vor, dass deine Haut schwarz ist. Nun öffne sie langsam und du wirst unsere Geschichten verstehen…”
Der Mann, der uns mit diesen Worten als Gäste in seinem Haus empfängt, fügt diesem Bild noch hinzu: “Nur wenn du in unser Bewusstsein eintauchst, kannst du begreifen…”
Sie machen es mir ganz leicht, in ihre Welt, ihre Art, ihre Geschichten und ihr Fühlen einzutauchen diese Familie, deren Gastfreundschaft unglaublich ist. Ab dem ersten Moment teilen sie alles.
Die jüngste Enkeltochter nimmt mich an der Hand und auf gehts zur Jagd. Peter jagt mit einem Gewehr – später wird er sagen: “Wir Aborigines jagen wie wir es immer getan haben, aber auf eine moderne Art.” Die Frauen bleiben mit mir zurück und halten Ausschau, während Peter hinausgeht zu dem Billabong, das von Krokodilen bewohnt wird. Drei Schüße fallen und kurz darauf ist er zurück. Die Frauen tragen die Beute mit freudigen Rufen zum Wagen, seine ältere Enkeltochter hängt sich die Wildgänse um den Hals wie eine Federboa.
Zuhause angekommen, beginnt Peters Frau ein Feuer aufzuschichten und die Gänse zu rupfen. Peter richtet einen Platz her, auf dem wir uns niederlassen und beginnt zu erzählen. Er erzählt von den Songlines seines Stammes, die von West nach Ost durch das Land verlaufen und wie sie mit den anderen Mutterstämmen ineinander übergehen.
Als die Gänse gerupft sind, werden die Flügelspitzen abgetrennt und als Fächer für das Feuer verwendet. Die Gänse werde kurz ins Feuer gelegt, bis der übriggebliebene Flaum angesengt ist. Anschließend wird mit den Flügelschwingen der nun schwarze Flaum abgerieben, bis alle Federn beseitigt sind. Dann werden die Gänse auf ein Rost über das Feuer gelegt.
“Unsere Kultur ist nicht in Schrift festgehalten, sie ist in mir…wenn ich male, erinnere ich mich und erzähle davon.”
Immer wieder kommen neue Familienmitglieder hinzu, andere verschwinden, manche bringen Freunde mit, die Kinder spielen in ausgelassener Fröhlichkeit.
Als die Glänse gegart sind, werden sie über dem Feuer aufgebrochen und ausgenommen. Die Innereien bekommen die bestimmt zehn Hunde und Katzen, die überall um uns herumliegen und auf ihren Anteil warten. Nachdem das Fleisch geröstet ist, wird es aufgeschnitten und das Essen beginnt. Für uns werden einige Stücke noch eine Weile gegart, da der Rest der Familie das Fleisch beinahe roh isst. Es schmeckt kräftig und gut.
Abends, als ich im Zelt liege, stauen ich über den hier vorgefunden Reichtum den ich wahrnehme. Hinter dem Dreck, den unbehaglichen Gerüche, sowie dem schrillen Bellen der Hundemäuten erhasche ich einen Blick in die Kultur, so wie sie heute lebendig ist: Auf die alte Art, in moderner Weise.
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