Portrait: Simon Kyle-Little, Experte für (Jagd)Kulturen

Mein wildes Leben in Arnhemland ist ein glückliches Leben. Seit 30 Jahren habe das Privileg mit den Aborigines, meinen Freunden, zu leben, zu jagen und ihre Kultur zu teilen. 

Als junger Mann trat ich in die Fussstapfen meines Vaters und begann mein Leben im Busch zusammen mit den Aborigines, welche mich bis heute viel wertvolles lehren. Von ihnen stammt all mein Wissen um draussen in der Natur leben zu können. Mein Vater hat mir einmal gesagt “Sohn, es gibt keinen feineren Menschen als einen Aborignie, den dieser steht immer zu seinem Wort”. Wie bedeutungsvoll diese Worte waren, sollte ich noch oft herausfinden als ich mich entschied als Kunstberater und später als professioneller Jäger mein Leben in Arnhemland zu verbringen. 

Mein Vater war einer der ersten Weißen die um 1940 von der australisches Regierung nach Arnhemland geschickt wurden um das Leben dieser zu dokumentieren. Ich hatte das Glück die beiden engen Freunde und Begleiter meines Vaters Oondabond and Narleeba noch kennenzulernen. Die beiden sind auf ihren Wunsch neben meinem Vater beigesetzt wurden. Für viele Aborinies war mein Vater der erste Kontakt zur “Zivilisation”.  Zu dieser Zeit lebten die Familien noch traditionell im Einklang mit der Natur – so schon in den 60.000 Jahren zuvor. Mein Vater traf noch auf mächtige Medizin Männer wie Mardeih, welche vor seinen Augen mit den großen Krokodilen im Fluß schwammen und ihn zum nachmachen aufforderten. Die Grenzen des weißen Mannes wurden so schnell deutlich und auch das mitgebrachte Gewehr konnte dieser art von Macht nicht hingegen zu setzen. Die Verweigerung menschliches Fleisch als Opfergabe zu verzehren wurde ebenso als eine Schwäche des weißen Mannes gesehen. 

Bis heute sind die “Stein Menschen” aus den hochgelegenen Felsgebieten im Westen Arnhemlands gefürchtet. Von hier kommen die Geschichten zum “Lightening Man” und den Mimi Geistern, welche heue auch als Bilder zu sehen sind. Auf seinen Expeditionen in dieser Region traf mein Vater auf viele Artefakte und Höhlenmalereien, traf aber die Menschen selbst. Nur einmal geriet er und seine Spurensucher in Bedrängnis als zwei Krieger plötzlich vor ihnen auftauchen und ihnen Speere entgegen schleuderten. Die “Stone people” haben nie Kontakt zur neuen Welt aufgebaut und es ungewiss ob sie immer noch im verborgenen leben. 

Ich selbst habe 1982  einen der beiden Krieger getroffen, die 35 Jahre zuvor ihre Speere gegen meinen Vater warfen, getroffen. Er lebte in einer Rindenhütte allein und rief mich zu sich um mir zu erzählen wie er damals meinen Vater, wegen des Donnern seines Gewehres, für den Lightning Man hielt. Er sah mir nie in die Augen und sein Sohn übersetzte für ihn. Ich hatte viele Fragen doch er wollte keine einzige hören und lud mich auch nicht wieder ein. 

Als junger Mann war ich war fasziniert vom Leben im Busch und den Fähigkeiten zu jagen, zu fischen und spuren zu lesen. Die Kultur Aborigines, mit ihren Bildern und Geschichten erschien mir damals weniger interessant. Dennoch nahm ich einen Job als Kunstberater in Western Arnhemland an und lernte viel über die Bildersprache und Bedeutung der Rinden Bilder, die heute durch Papier und Leinwand ersetzt wurden. 

1988 traf ich Henry Nunggumajbarr aus Numbulwar, Eastern Arnhemland, welcher mein Geschäftspartner und Freund wurde. Der Büffel, welcher mit den ersten Europäern nach Australien kam ist immer wieder in den Programmen der Regierung zur Ausrottung aus Angst vor Umweltschäden und Krankheitsübertrager. Für Henry und die Familien dieser Gegend sind die Büffel teil ihrer Kultur geworden und stellen auch eine wichtige Nahrungsquelle dar.  Gerade erst im letztes Jahr wurde mir die “Dreaming” Geschichte des weißen Büffels erzählt. Es ist ein Paradox aber durch unseren Entschluß gemeinsam in der Jagdindustrie zu arbeiten schützen wir den Büffel vor der Ausrottung. Seit 30 Jahren biete ich nun Jagd Safaris an und arbeite direkt mit den Familien aus Numbulwar zusammen. Dabei geraten wir immer wieder in Konflikt mit den von der australischen Regierung eingeführten Stellen zum “Schutz” der Ureinwohner. Wie schon mein Vater, stelle ich mich auch gegen die weitläufige Meinung man müsse meine Freunde, wie unmündige Kinder behandeln, anstatt mit ihnen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. 

Henry sagte zu mir, dass nur durch die Weitergabe von den Geschichten, den Bildern und den Tänzen der Stolz entstehen kann aus einer alten Kultur zu stammen und deren Fähigkeiten und Traditionen zu leben. Ich bin froh darüber über dieses Projekt wieder an meine Tätigkeit als Kunstberater anknüpfen zu können und mit der Ausstellung, hier im KultUrRaum, den Facetten dieser Kultur Raum  zu geben. Wir können viel daraus lernen.

Herzlich,

Simon Kyle-Little

2 responses to Portrait: Simon Kyle-Little, Experte für (Jagd)Kulturen

  1. Laura Kirner

    Hi Simon, how are you?
    Nice to read from you. I often think to the short beautiful time at Arnhemland. Is Henry still alive? I have a pict. from him for nearly 30 years ago. Best greetings to him and his sister or wife, i think mable is the name. When im looking to the great spirit Barc Painting and on the spear i get from you, and to my didgeridoo (sorry for wrong writing) its like as it was yesterday. And really yesterday i have spoken about my little time at your fantasic Arnhemland and you, because i met people which travelling to Australia too. I have a book: Spirit in Land, Bark Paintings from Arnhem Land from Judith Ryan (Nation Gallery of Victoria) (i bought it at the 13.11.1995 ISBN 07241 0147 0. and at page 27 is a beautyf. painting from Mäw Munungurr. I have seen that you have a wonderful family, so have a great time now and always. Best Regard, Laura

  2. Manfred Greschbach

    Dear Simon , good feeling reading your Report in German
    It seems you are doing well
    My brother Hubert and me gave so exciting remembrance to our Meetings in Alsace, with Michel Steib in Southern France on Moufflon and finally with Roger Hassenforder and late Gilbert Meunier in Arnheim Land…
    Kind regards
    Manfred Greschbach

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